„Bäume der Nationen“ in Dietzenbach (von Sylvio Jäckel)

Dietzenbach. „Bäume der Nationen“ – eine Schüleridee wird Realität

Im Frühjahr 2007 hatten sich sieben Schülerinnen der Heinrich-Mann-Schule in Dietzenbach am Planspiel „An den Schalthebeln der Macht“ beteiligt und im Stadtparlament für ihre Idee der „Bäume der Nationen“ geworben. Binnen Jahresfrist wurde aus der Idee Realität und die ersten Bäume sind bereits gepflanzt!

Dietzenbach ist eine hessische Kleinstadt vor den Toren Frankfurts mit einem relativ hohen Ausländeranteil von fast 30 %. Von den ca. 35.000 Einwohnern sind somit etwa 10.000 Einwohner fremder Nationalität, die aus 115 verschiedenen Nationen stammen. Integration ist daher in Dietzenbach kein Fremdwort sondern unbedingte Voraussetzung für ein friedliches Miteinander einer bunten Völkergemeinschaft, was nicht immer einfach ist.
Dies erklärt vielleicht, weshalb sich Sonja Schürl, Gülsüm Oktay, Ewgenia Fugel, Josephine Hemmerle, Joanna Treiber, Jasmin Slowik und Sylvie Pfeiffer, sieben Schülerinnen der Klasse 9aG der Heinrich-Mann-Schule Dietzenbach zu einer Projektgruppe zusammenschlossen und die Idee der „Bäume der Nationen“ gebaren:
Landestypische Bäume der 25 in Dietzenbach am häufigsten vertretenen Nationen sollten zusammen an einer zentralen Stelle in der Stadt gepflanzt werden und dort die verschiedenen Nationalitäten in der Stadt und ihr Zusammenleben symbolisieren. An jedem Baum sollte möglichst noch ein Schild angebracht werden, worauf steht, welche Nation er symbolisiert. „Man könnte auch etwas zu jeder Nation schreiben, wie sie leben und welche besonderen Eigenschaften diese mit sich bringen. Jede Nation hat eine kleine Geschichte. Bäume stehen für Leben, Glück, Zusammenhalt!“ so das Plädoyer der jungen Projektgruppe. Die Finanzierung der Bäume sollte durch Baumspenden erfolgen.

Zur fachlichen Unterstützung wandten sich die Sieben an das städtische Gartenbauamt. Die fanden sie dort in Bernd Weber. Der überprüfte, welche Bäume im hiesigen Klima gedeihen und erstellte einen Pflanzplan nach Raumansprüchen und bestehenden Harmonien der Bäume . Außerdem begab er sich auf die Suche nach einem geeigneten Standort.

Für die 25 am stärksten vertretenen Nationen wurden folgende 21 Bäume ausgewählt:
Kiefer / Polen, wintergrüne Eiche / Spanien, Buche / Großbritannien, blaue Atlas-Zeder / Marokko, Birke / ehem. Sowjetunion / Eiche / Deutschland, Rosskastanie / Türkei, Schwarzkiefer / Österreich, Flügelnuss / Iran, Platane / Griechenland, Atlas-Zeder / Libanon,
Zelkove Korea, Feld-Ulme / Italien, Himalaja-Zeder / Pakistan, Afghanistan, Hainbuche / Niederlande, Linde / Rumänien, Eibe / Frankreich, Baumhasel / ehem. Jugoslawien,
Trauben-Kirsche / Japan, Mammutbaum / USA, Blumen-Esche / Ungarn (siehe Pflanzplan).

Die Projektgruppe stellte schließlich im Oktober 2007 ihr Projekt im Stadtparlament vor. Die Stadtoberen fanden sofort Gefallen an der Idee und signalisierten Unterstützung bei der Umsetzung.

Nach zunächst etwas schleppendem Anlauf spendeten zahlreiche Stadtverordnete, Privatleute, Institutionen, Vereine, Parteien und Kirchengemeinden für die „Bäume der Nationen“.

Bereits am 5. Dezember 2007 pflanzten dann die Gärtner des städtischen Betriebshofes die ersten „Bäume der Nationen“. Außer den Schülerinnen selbst waren auch Vertreter der Stadt und viele Baumspender zum ersten Spatenstich für die „Bäume der Nationen“ gekommen. Als allererster „Baum der Nationen“ wurde eine Zelkove für Korea gepflanzt.

Die Baumspenderin der koreanischen Zelkove sagt, sie habe keinen Moment gezögert, als sie von dem Projekt erfuhr: „Das ist eine tolle Sache. Die Stadt wird verschönert und wir können die Ideen der Jugend unterstützen.“ Eine weitere Baumspenderin hat für eine Platane gespendet, weil sie Griechenland und Platanen liebt. Sie ist begeistert von der Idee, dem Zusammenleben der Kulturen durch die Natur Ausdruck zu verleihen.
„Das war die Intention“, sagt Sylvie Pfeiffer, „Bäume schlagen ja auch Wurzeln“.

Froh sind sie nun, ein bisschen stolz auch und immer noch „überrascht, dass alles so schnell umgesetzt worden ist. Das hat ja gerade mal ein Jahr gedauert!“, sagt Joanna Treiber, jetzt Zehntklässlerin der Heinrich-Mann-Schule. Und Jasmin Slowik bekräftigt: „Ich hatte eigentlich gedacht, dass das alles nur Theorie bleibt. Schließlich wurden in den letzten Jahren auch schon verschiedene Projekte von Schülern entwickelt, aber nie umgesetzt.“

Umso schöner für die Projektgruppe und ihren regen Projektbetreuer Michael Liebig, dass ihre Projektidee nicht nur gelobt, sondern auch umgesetzt wurde – und das sogar in sehr kurzer Zeit. Kompliment! Im Frühjahr wird die Fläche dann weiter von den Stadtgärtnern zu einer parkähnlichen Anlage umgestaltet und über die Jahre – hoffentlich – zu einem Ort der Völkerverständigung heranwachsen.

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